20.11.2021 – Hat jemand Beschwerden an der Nase, denken die meisten sofort an Schnupfen oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Doch nicht nur die Entzündungen sorgen oftmals für Nasenprobleme. Auch durch eine verkrümmte Nasenscheidewand kann es mitunter zu einer beeinträchtigten Nasenatmung bis hin zu ästhetischen Störungen der Nasenform kommen. Welche Bedeutung die Nasenscheidewand gerade für die äußere Nase hat, erläutert Prof. Andreas Riederer, HNO-Facharzt im Josephinum.
Was sind die Ursachen einer Nasenscheidewandverkrümmung?
Prof. Riederer: Tatsächlich hat jeder Mensch eine leicht gekrümmte Nasenscheidewand – die meisten, ohne dies im Alltag zu merken. Dazu muss man wissen: Die innere und äußere Nase besteht aus knöchernen und knorpeligen Teilen, die noch einige Jahre über die Pubertät hinaus wachsen. Dabei schieben sich die Knochen oder der Knorpel oft über- oder auseinander und die Nasenscheidewand verformt sich dadurch mehr oder weniger.
Welche sichtbaren Folgen hat eine verformte Nasenscheidewand?
Prof. Riederer: Im schlimmsten Fall eine Veränderung der äußeren Nasenform: Eine verkrümmte Nasenscheidewand kann eine Schiefstellung an der äußeren Nase bewirken und dadurch die Ästhetik der Nase beziehungsweise des gesamten Gesichts stören. Bei einer „Schiefnase“ geht die Verkrümmung der Nasenscheidewand zumeist auf die andere Seite. Es gibt hier natürlich noch andere Formveränderungen mit unterschiedlichen optischen Ausprägungen. Ich sehe in meiner Praxis zum Beispiel oft Patienten mit einer hängenden Nasenspitze oder verschieden großen Nasenlöchern. Ursache dafür ist eine verlängerte beziehungsweise verkrümmte untere Nasenscheidewandkante. Häufig sind auch die sogenannte Höckernase oder die Spannungsnase. Betroffene haben dann eine zu hohe Nasenscheidewand.
Wer leidet an einer „Sattelnase“ oder „Schweinchennase“?
Prof. Riederer: Fehlt ein Teil der Nasenscheidewand, fällt der Nasenrücken ein. Dann spricht man von einer sogenannten Sattelnase. Ursachen dafür sind ein Bluterguss in der Nasenscheidewand, der sich entzündet hat oder wenn bei einer Operation zu viel Knorpel entfernt wurde. In diesem Fall kann es auch passieren, dass sich die Nasenspitze anhebt – im Volksmund „Schweinchennase“ genannt.
Wie stellen Sie eine Nasenscheidewandverkrümmung fest?
Prof. Riederer: Dazu gibt es verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten: Bei einer sogenannten Nasenendoskopie untersuche ich das Naseninnere und begutachte die Nasenscheidewand, Nasenmuscheln und seitlichen Nasengänge. Bei einer Rhinomanometrie lässt sich mithilfe einer Atemmaske feststellen, ob Verkrümmungen zu einer Beeinträchtigung der Atmung führen. Ein Bruch, eine Stauchung oder die Verschiebung der knorpeligen und knöchernen Strukturen ist mittels Computertomographie gut darstellbar. Vor einer OP führe ich noch eine Geruchsprüfung durch. Außerdem bewege und taste ich die Nase ab, um nicht sichtbare, schwache und verformte Strukturen zu erkennen. So kann ich unter anderem prüfen, ob eine Abweichung der vorderen Kante der Nasenscheidewand vorliegt.
Welche Operationsmöglichkeiten gibt es zur Begradigung der Nasenscheidewand?
Prof. Riederer: Ich führe zumeist eine sogenannte geschlossene Septorhinoplastik durch. Dieser Eingriff ist für das Gewebe schonend, da weniger Verletzungen oder Vernarbungen verursacht werden. Dabei begradige ich die knöchernen und knorpeligen Teile so weit wie nötig und entferne gegebenenfalls verformte Knochen- oder Knorpelstücke. Durch Knorpel-Transplantate aus der hinteren knorpeligen Nasenscheidewand oder falls nicht mehr vorhanden, aus der Ohrmuschel, können die fehlenden Bereiche der Nasenscheidewand rekonstruiert werden, die zu einer Formveränderung der äußeren Nase geführt haben. Mit Nähten stabilisiere ich die begradigten Regionen und befestige sie an den knöchernen Strukturen der Nase.
Warum ist es so wichtig, sich für eine Nasen-OP in die Hände eines ausgewiesenen Experten zu begeben?
Prof. Riederer: Bei einer Nasen-OP handelt es sich um einen äußerst komplexen Eingriff. Wichtig zu wissen für Patienten: Nur die äußere Nase zu modellieren, ist zu kurz gedacht und für den Betroffenen auch nicht zielführend. Bei fast jeder Operation an der äußeren Nase spielt die Nasenscheidewand eine zentrale Rolle, um ein gutes ästhetisches Ergebnis zu erzielen. Außerdem ist es entscheidend, während der OP die Statik der Nase im Auge zu behalten. Wurde diese bei der OP nicht berücksichtigt, kann das die Nasenform auch später noch negativ verändern. Die Konsequenz ist dann in der Regel ein Folgeeingriff. Aus diesem Grund sollten Nasenoperationen nur von Chirurgen durchgeführt werden, die auch die Techniken der Nasenscheidewandoperation beherrschen.
Zeitungsseite als PDF: KW46_Äußere_Nase_Prof._Riederer_20.11.2021.pdf
Kontakt:
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Andreas P. Riederer
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