17.09.2020 – Bei einer Divertikulitis entzünden sich Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut (Divertikel).
Warum sich bei manchen Menschen Divertikel bilden, ist nicht eindeutig geklärt.
Stimmt es, dass jeder zweite Deutsche über 60 diese Darm-Ausstülpungen hat?
Prof. Kasparek: Das ist richtig. Eine allgemeine Bindegewebsschwäche, Darmträgheit und Verstopfung scheinen die Aussackungen der Darmwand und somit die Entstehung einer Divertikulitis zu begünstigen. In über 80 Prozent der Fälle bereiten Darmdivertikel aber keine Beschwerden. Die übrigen 20 Prozent können jedoch Beschwerden und Komplikationen entwickeln, die dann dringend behandelt werden müssen.
Was sind typische Symptome, die auf eine Divertikulitis hinweisen?
Prof. Kasparek: Bei einer Entzündung der Darm-Ausstülpungen kann es zu Schmerzen im Unterbauch vor allem auf der linken Seite kommen, die häufig mit Fieber oder Schüttelfrost einhergehen. Gelegentlich bestehen auch krampfartige Schmerzen, die sowohl von Verstopfung als auch von Durchfällen und Übelkeit begleitet sein können.
Wie wird eine Divertikulitis diagnostiziert?
Prof. Kasparek: Bei Verdacht auf eine Divertikulitis werden die Betroffenen körperlich untersucht. Daneben kommt der Ultraschall zum Einsatz, um das Ausmaß der Entzündung darzustellen. Steht die Diagnose dann immer noch nicht fest, kann eine Computer- oder Kernspintomografie erforderlich sein. Mithilfe einer Blutuntersuchung lassen sich zudem erhöhte Entzündungswerte feststellen, die auf eine Divertikulitis hindeuten. Unterschieden wird zwischen der „Unkomplizierten Divertikulitis“ und der „Komplizierten Divertikulitis“.
Wie wird die unkomplizierte Divertikulitis behandelt?
Prof. Kasparek: Bei der unkomplizierten Divertikulitis beschränkt sich die Entzündung auf die Wand des befallenen Dickdarmabschnittes. Diese kann meist ohne Antibiotika mit Schonkost und ggf. stuhlregulierenden Maßnahmen behandelt werden. Ist die Entzündung sehr ausgeprägt, kann es notwendig sein, kurzzeitig zusätzlich ein Antibiotikum zu verabreichen. Eine Operation ist in der Regel nur notwendig, wenn die Lebensqualität durch immer wiederkehrende Schübe mit nur kurzen beschwerdefreien Intervallen eingeschränkt ist.
Wie wird die komplizierte Divertikulitis behandelt?
Prof. Kasparek: Bei der komplizierten Divertikulitis kommt es hingegen zu einem meist nur vorübergehenden Loch in der Darmwand, so dass Bakterien den Darm verlassen und z.B. einen Abszess verursachen können, wenn die Undichtigkeit sich gleich wieder verschließt (sog. „gedeckte Perforation“). In solchen Fällen wird meist zu einer Operation nach erfolgreicher antibiotischer Therapie geraten, da ein hohes Risiko besteht, dass ein erneuter Schub folgt. Hierbei wird der Divertikel-tragende Darmabschnitt meist über eine Schlüsselloch-Operation entfernt und die Darmenden werden wieder zusammengenäht. Kommt es durch ein anhaltendes Loch im Darm zu einer Bauchfellentzündung, muss eine umgehende Notfall-Operation erfolgen.
Kann man selbst etwas tun, um Entzündungen im Darm vorzubeugen?
Prof. Kasparek: Ja, auf jeden Fall. Knackpunkt ist hier sicher eine gesunde Lebensführung und Ernährung. Im Speziellen sollte auf eine ballaststoffreiche Ernährung geachtet und v.a. auf rotes Fleisch verzichtet werden. Ferner sollte man sich regelmäßig bewegen, Übergewicht vermeiden und viel trinken. Auf diese Weise kann der Entstehung von Divertikeln aber auch deren Entzündung vorgebeugt werden.
Grundsätzlich aber gilt: Wenn unangenehme Verdauungsprobleme (Schmerzen, Blähungen / Völlegefühl, Verstopfung / Durchfall) längere Zeit anhalten oder immer wieder kommen, gehen Sie bitte zum Arzt, denn es gibt viele unterschiedliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die dahinterstecken können. Wir helfen Ihnen gerne!
Zeitungsseite als PDF: KW37_Divertikulitis_Prof_Kasparek_12092020.pdf
Kontakt:
Prof. Dr. med. Michael Kasparek
Schönfeldstr. 16
80539 München
Tel.: 089 28 67 59 10
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