Ratgeberseite: Hernien – Der unsichtbare Druck | Leisten-, Bauchwand-, Nabel- und Narbenbrüche erklärt

19.10.2024 – Stellen Sie sich vor, Sie heben eine schwere Einkaufstasche oder pressen auf der Toilette, und plötzlich spüren Sie einen unangenehmen Druck bzw. stechenden / ziehenden Schmerz oder sehen eine beunruhigende Beule in Ihrem Bauchbereich. Das könnte auf eine Hernie hinweisen. Ob als Leistenbruch, Bauchwandbruch, Nabelbruch oder Narbenbruch – Hernien können auf unterschiedliche Weise auftreten und sogar durch alltägliche Belastungen verstärkt werden. In diesem Artikel sprechen wir mit Frau Dr. Irmgard Weindl, wie man Hernien erkennt und am besten behandelt.

Was genau ist eine Hernie und wie entsteht sie?

Dr. Weindl: Eine Hernie, auch als Bauchwandbruch bekannt, tritt auf, wenn ein Teil eines Bauchorgans durch eine Schwachstelle in der Bauchwand nach außen drückt. Diese Schwachstellen können entweder angeboren sein oder sich im Laufe der Zeit entwickeln, insbesondere durch körperliche Belastung oder eine zunehmende Schwäche des Bindegewebes.

Welche Symptome deuten auf eine Hernie hin?

Dr. Weindl: Ein häufiges Symptom ist eine sicht- oder unsichtbare Beule im Bauchbereich, die sich bei körperlicher Anstrengung, beim Husten oder Lachen verstärken kann. Betroffene berichten oft von Schmerzen oder einem Druckgefühl. Diese Symptome können je nach Art und Lage der Hernie variieren. Manchmal sind Hernien anfangs kaum spürbar und werden erst durch einen Arztbesuch entdeckt.

Wie diagnostizieren Sie eine Hernie?

Dr. Weindl: Die Diagnose beginnt in der Regel mit einer körperlichen Untersuchung, bei der wir die betroffene Stelle abtasten. In vielen Fällen reicht das aus, um die Hernie zu erkennen. Zudem nutzen wir als bildgebendes Verfahren den Ultraschall, um die genaue Lage und Größe der Hernie zu bestimmen und andere mögliche Ursachen auszuschließen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten ohne Operation gibt es für Hernien?

Dr. Weindl: Wenn keine signifikanten Beschwerden vorliegen, kann eine konservative Behandlung sinnvoll sein. Abwarten („Watch and wait“) und bei Bedarf das Tragen eines speziellen Bruchbandes, das die betroffene Stelle stützt und Beschwerden lindert. Außerdem können Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion und das Vermeiden von schwerem Heben dazu beitragen, die Symptome zu verringern. Diese Maßnahmen können helfen, Beschwerden zu kontrollieren, insbesondere wenn die Hernie nicht fortschreitet oder keine erheblichen Probleme verursacht.

Wann ist eine Operation ratsam?

Dr. Weindl: Eine Hernie sollte operiert werden, wenn sie Schmerzen verursacht, an Größe zunimmt, sich nicht zurückschieben lässt oder die täglichen Aktivitäten stark beeinträchtigt. In solchen Fällen ist der chirurgische Eingriff die beste Option, um Risiken wie fortschreitende Schmerzen, Gewebeschäden oder eine mögliche Einklemmung und damit einen Notfalleingriff zu vermeiden.

Welche Operationsverfahren gibt es?

Dr. Weindl: Bei der Behandlung von Hernien können wir zwischen zwei Hauptverfahren wählen: der minimalinvasiven und der offenen Chirurgie. Nach einer ausführlichen Beratung entscheide ich gemeinsam mit meinem Patienten, welches Verfahren am besten zum individuellen Fall passt und die größte Sicherheit bietet. Beide Methoden verfolgen das gleiche Ziel: den hervorgetretenen Bruchsack wieder in den Bauchraum zu bringen bzw. zu entfernen und die Schwachstelle in der Bauchwand zu reparieren. Dies geschieht entweder durch das Einsetzen eines speziellen Kunststoffnetzes oder durch eine direkte Naht. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass das Auftreten eines erneuten Bauchdeckenbruchs nach der Operation unwahrscheinlich ist.

Wie verläuft die Nachsorge nach einer Hernienoperation?

Dr. Weindl: Nach der Operation ist es wichtig, dem Körper Zeit zur Erholung zu geben. In der Regel können Patienten relativ zeitnah wieder ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen, sollten jedoch schwere körperliche Anstrengungen vorerst meiden. Im Zuge unserer Nachsorge, stellen wir sicher, dass der Heilungsprozess gut verläuft und mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt werden.

Was bedeutet es für Ihre Patienten, dass Ihre Praxis jetzt als Hernienzentrum zertifiziert ist?

Dr. Weindl: Die Zertifizierung als Hernienzentrum ist ein wichtiger Schritt, der unsere umfassende Expertise und unser Engagement in der Hernienbehandlung unterstreicht. Diese Zertifizierung bedeutet, dass wir hohe Standards in Diagnostik, Behandlung und Nachsorge erfüllen und kontinuierlich auf dem neuesten Stand der medizinischen Entwicklungen bleiben. Für unsere Patienten bedeutet das nicht nur eine besonders fundierte Betreuung, sondern auch Zugang zu spezialisierten Verfahren und einem interdisziplinären Ansatz, der ihre Behandlung noch effektiver und individueller gestaltet.

Können Betroffene einfach in Ihre Praxis kommen?

Dr. Weindl: Hernien sind gut behandelbar, und ich bespreche gerne die verschiedenen Möglichkeiten mit den Betroffenen. Zögern Sie also nicht, einen Termin in unserer Praxis zu vereinbaren.

Download der Ratgeberseite: KW42_Dr. Weindl_Hernien_19.10.2024

Kontakt Praxis:

MVZ und Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Josephinum
Prof. Dr. med. Michael Kasparek und Dr. med. Irmgard Weindl
Schönfeldstraße 16
80539 München

Telefon 0 89/28 67 59 10
www.chirurgie-josephinum.de